Essen heißt zu leben

Allmählich ist es tatsächlich vollbracht: Das Ausmisten wird übersichtlicher.
Mein Schlafzimmer ist um einiges lichter geworden, mittlerweile weiß ich, wo ich was finden kann und was eventuell auch noch aussortiert werden kann. Das einzige, was mir beim Angucken Schmerz zufügt sind die Ordner mit den wichtigen Unterlagen und den Rezepten. Da ich den Großteil unserer WG-Verpflichtungen verwalte (bevor wir in die neue Wohnung umgezogen sind, hat ein Teil meine Mitbewohnerin „erledigt“ oder besser gesagt: liegen gelassen; kurz: Es hat nicht funktioniert, es gab regelmäßig Probleme und Mahnungen Dank ihr), habe ich dementsprechend auch die Unterlagen bei mir. Allerdings möchte ich auch nicht zu viele Ordner haben und bewahre dementsprechend auch meine Unterlagen mit den allgemeinen Dokumenten auf. Im Ordner selbst habe ich es aber unterteilt, sodass meine persönlichen Belange nicht mit den gemeinsamen in Berührung kommen. Jedoch möchte ich nicht, dass meine Mitbewohnerin meine Unterlagen sieht, da sie recht gerne ihre Nase in anderer Leute Angelegenheiten steckt; insbesondere in die Meine. Also stehen sie derzeit neben meinem Schreibtisch auf dem Boden. Wie oder wo ich sie unterbringen werde zukünftig steht leider noch in den Sternen, da meine Zukunft dort ebenfalls zu finden ist.
Nichtsdestotrotz möchte ich diese Sache schnell als erledigt wissen; ich würde mir eigentlich noch ein weiteres Regal zulegen, nur wenn mein Plan A nicht funktioniert, dafür aber Plan B, habe ich vorerst keine Verwendung für so eines. Funktioniert selbst Plan B nicht, tritt automatisch Plan C irgendwann in Kraft und somit würde ich mir das Regal dann zulegen; oder wir uns, es käme ganz darauf an, ob meine bessere Hälfte und ich bis dato zusammenwohnen.

Nun wollen wir aber zum eigentlichen Thema kommen, ich habe bereits zu viel herumgeschwafelt.
Da, wie oben bereits erwähnt, meine Ausmistpläne Früchte getragen haben, hatte ich heute abend ein wenig Zeit und den Luxus der Langeweile (auch, weil ich nicht schlafen konnte). Mein Interesse für Japan und das japanische Essen ist nachwievor sehr aktuell und somit auch meine Aktivität in einem Forum, wo viele User registriert sind, die sich regelmäßig Bentos gestalten. Über Kurz oder Lang kommt man so mit verschiedenen Essgewohnheiten und Einstellungen in Bezug auf Ernährung in Kontakt und erfährt viele interessante Dinge und Ansichten.
Plötzlich begann ich dann selbst darüber nachzusinnen, wie ich mich eigentlich ernähre. Im Hinblick auf die letzten Tage und Wochen fiel mir auf, dass ich verhältnismäßig viel Fleisch gegessen habe (dies allerdings nur, um schneller an Gewicht zuzulegen nach meinem Krankenhausaufenthalt. Immerhin, ich bin bei fast 53 KG endlich angekommen!), was sonst nicht meine Angewohnheit ist. Ich weiß nicht warum, aber ich hege schon so eine gewisse Abneigung gegen Fleisch; Fisch bildet hier eine Ausnahme, ich liebe Fisch!
Also bin ich von meinen Gewohnheiten ganz schön abgewichen. Dies wird sich wieder legen, sobald ich ein gesundes Maß an Kilos zugelegt habe, von daher belasse ich es erstmal hierbei.

Beim Thema Fleisch kam mir dann auch recht schnell der Gedanke oder, besser gesagt, die Frage, woher das tote Tier eigentlich kommt. Eier aus Freilandhaltung kaufe ich schon seitdem ich meine eigene Wohnung habe, da ich schon früh von Käfig- und Bodenhaltung und dergleichen gehört und sie ab da immer mißbilligt habe. Nur mit dem Fleisch war sich niemand einig. Wahrscheinlich ist aber, dass die Tiere aus einer Massentierhaltung kommen, wo sie niemals glücklich waren oder es hätten werden können. Tiere sind auch Lebewesen, genauso wie wir Menschen, nur dass sie unter uns oftmals leiden müssen. Warum spricht man ihnen also jegliches Recht ab? Im Gesetz gelten sie nur als „Sache“, nicht als eine lebende Seele. Allein an Katzen und Hunden können wir schon sehen, dass jedes Tier einen eigenen Charakter hat; so wie wir. Was unterscheidet sie also von uns?
Wenn ich also nun daran denke, wie diese Tiere gehalten wurden, bevor sie auf meinem Teller landeten, bekomme ich ein unschönes Gefühl. Sie haben gelitten und sind gestorben, damit ich etwas zu essen habe. Allein wegen meines Gewissens versuche ich immer, aus Gerichten zumindest das Fleisch vollkommen aufzuessen, um mir zumindest sagen zu können, dass das Tier nicht umsonst gestorben ist; ein bitterer Nachgeschmack bleibt dennoch.
Schaue ich nun auf das, was meine Mitbewohnerin an Essen wegwirft, bekomme ich meist ein schlechtes Gewissen… So viel totes Tier, was sie wegwirft, weil sie doch keinen Appetit mehr darauf hat oder einfach im Kühlschrank vergessen wurde.

Was für Alternativen habe ich also? Theoretisch biologisches Fleisch, jedoch kostet dies ein Vermögen. Und die „Bio“-Produkte aus den Discountern sind auch nicht echte Biokost und wenn doch, dann sind die Produzenten ausgenutzt worden. Wenn man mal auf die Preise schaut und sich darüber Gedanken macht, wer alles von dem Preis etwas bekommt, sollte auch folglich darüber nachdenken, zu welchem Preis es vom Produzenten gekauft wurde. Da wird mir dann ganz anders bei. „Moderne Sklaverei“ klingelt es dann in meinen Ohren; und nicht nur, wenn ich eine Kik-Filiale passiere.

So bin ich also zu einem Entschluss gekommen, der sich eigentlich schon seit Monaten in meinem Kopf festgenistet, aber noch nicht entfaltet hat: Ich werde auf Fleisch verzichten; zumindest erstmal eine Woche. Danach kann ich es ausweiten, immer wieder ein bisschen. Der Schlüssel zum Ziel sind nämlich die kleinen, stets erreichbaren Schritte und Ziele. Diese Woche, genauer gesagt ab morgen (Donnerstag) möchte ich damit anfangen. Wobei ich mir offen halte, dass, sollte ich zum Essen eingeladen werden, ich dann schon Fleisch essen werde, sollte es sich nicht vermeiden lassen. Ab nächster Woche schließlich werde ich vollkommen verzichten.

„Essen heißt zu leben“ ist eines meiner Mottos; indem wir essen, leben wir. Indem wir leben, bewirken wir. Indem wir bewirken, verändern wir. Und indem wir verändern, leben wir wiederum. Und wenn wir leben, essen wir. Ein Kreislauf.

Während ich ausgemistet habe, ist mir klar geworden, dass die Dinge, die mich jedes Mal aufs Neue gestört haben, mir nicht gut taten. Sie schlugen mir auf den Magen und machten mich unglücklich und das übertrug ich wiederum auf meine anderen Habseligkeiten. Und so ist es auch mit dem Essen: Wenn ich jedes Mal darüber nachdenke, wie sehr die Tiere gelitten haben mussten, übertrage ich die schlechte Energie auf das Essen und nehme es mit dem Essen dann auch wieder mit auf. Was also heißt, dass es mich auch unglücklich machen wird oder mich unglücklich machen kann. Natürlich versuche ich nicht, diese Erwartung zu haben, aber warum sollte ich etwas essen, was mich unglücklich macht?
All die Nahrung, diese Vielfalt, ist gottgegeben. Sie wurde uns gegeben, damit wir leben können, damit wir genießen, damit wir spüren können, dass wir leben, indem wir auch genießen können. Nicht umsonst gibt es so herrliche Früchte, Kräuter und so leckeres Gemüse.
Wenn wir mit Genuss essen, dann reagiert der Körper auch ganz anders auf das, was er bekommt. Ständiges Kalorien- oder Punktezählen ist kein Genuss mehr; hört man erst damit auf, nimmt man wieder das zu, was man verloren hat. Man macht sich verrückt, man wird panisch, wenn man wieder zunimmt und kann nicht mehr mit Genuss essen, weil man immer im Hinterkopf hat, dass man das eigentlich nicht mehr essen sollte oder wenn man nun dieses hier oder jenes dort isst, könne man später nicht mehr dieses essen. Man schmachtet und ist nicht zufrieden. Der Körper fängt an zu kompensieren und legt an Masse eher zu oder sehr ab. Der wichtigste Punkt jedoch ist, dass man nicht glücklich wird und genau DAS ist ungesund. Daher halte ich nichts von Diäten und all dem Abnehm- und Schlankheitswahn, den uns die irreale Medienwelt vermittelt.

Für morgen habe ich sogar schon einen Plan, was ich kochen werde. Und für die Zukunft möchte ich auf jeden Fall noch frischer kochen als bisher, denn das beste Beispiel, wie man es nicht macht, sitzt nur zwei Zimmertüren weiter den Flur runter: Chips, Kaugummis, Süßkram, Kräuterbaguettes und Hähnchen Cordon Bleu, dazu abwechselnd Cola und Eistee sind definitiv weder frisch noch besonders gesund.

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2 Antworten zu Essen heißt zu leben

  1. Vanessa sagt:

    Hallo, Jenny,

    schön, dass du deinen Blog inzwischen füllst! 🙂
    Zum Thema Fleisch könnte ich dir einiges erzählen, es ist aber dabei immer schwer, sich nicht als Besserwisser aufzuspielen. Eines wollte ich aber schreiben: Es ist zwar eine nette Geste, dass du dein Fleisch ganz aufisst, weil du nicht möchtest, dass das Tier umsonst gestorben ist, aber letzten Endes macht es keinen Unterschied, ob du das Fleisch, das du gekauft hast, isst oder – wie deine Mitbewohnerin – größtenteils wegwirfst (sieht man mal von der Nahrungsverschwendung ab). Schon indem du das Fleisch kaufst, unterstützt du die Fleischindustrie – denen ist dann herzlich egal, was du nach dem Kauf damit machst. Das klingt vielleicht jetzt wieder etwas hart, aber man sollte an dieses Thema nicht zu naiv herangehen. Wenn du schon ein schlechtes Gefühl beim Fleischessen hast, dann ist das ja ein deutliches Zeichen.
    Und ja, über 90 Prozent des Fleischs stammt aus Massentierhaltung, das ist Realität. Und den Tieren geht es da mehr als nur schlecht. Natürlich ist Bio-Fleisch teuer, aber wenn man auf Fleisch besteht, sollte man auch bereit sein, das zu bezahlen, was es wert ist, denn das billige Fleisch ist ja auch qualitativ nicht gerade gut … Wenn die Leute Fleisch als etwas besonderes ansehen würden, wäre es für niemanden ein Problem, sich Bio-Fleisch zu leisten (wobei ich hier vielleicht die Ärmsten der Armen ausschließen sollte) – isst man es selten, ist es auch nicht zu teuer auf Dauer. Die Köchin Sarah Wiener meinte mal, dass Fleisch eigentlich unser Kuchen sein sollte und nicht unser täglich Brot und selbst ich als Vegetarierin würde das so unterschreiben. Wenn die Leute schon auf Fleisch bestehen, dann sollten sie zurück zum Sonntagsbraten, zu alten Werten, als seltener Fleisch auf den Tisch kam – und nicht jeden Tag mehrmals!
    Wenn du dich genauer mit dem Thema auseinandersetzen möchtest, empfehle ich dir „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer oder „Anständig essen“ von Karen Duve.

    Falls du übrigens Angst haben solltest wegen deines Gewichts, dann solltest du viel Vollkornprodukte und allgemein Kohlenhydrate essen, denn der Spruch „ein Stück Fleisch ist ein Stück Lebenskraft“ ist purer Schwachsinn. Du hast vielleicht deswegen zugenommen, aber im Endeffekt ist ein hoher Fleischkonsum eher ungesund.

    LG,
    Vanessa
    (die hoffentlich mal nicht wieder zu besserwisserisch war …)

    • Jenny sagt:

      *seufz* Recht hast du ja…
      Erstmal schauen, wie lange ich es ohne Fleisch so aushalte, aber nach einer Woche jetzt würde ich sagen, prima 🙂 Ich habe keinerlei Bedürfnis, was Fleischiges zu essen (sieht man nun von Fisch ab) und ehrlich gesagt, finde ich Gemüse und Obst eh viel attraktiver 😀
      Was den Blog betrifft, so werde ich mir Mühe geben, ihn nicht einschlafen zu lassen, hier steckt doch ein wenig mehr Arbeit hinter 😀

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