Ausmisten, nicht nur die Wohnung

Wer kennt das nicht? Man stolpert plötzlich über Dinge, von denen man gar nicht mehr wusste, dass man sie besitzt; geschweige denn, dass man überhaupt soetwas besitzt.

An diesem Punkt sollte man anfangen nachzudenken, ob es nicht langsam an der Zeit wäre, sich von einigen Dingen zu trennen. Spätestens aber genau dann, wenn man „mal so nebenbei“ denkt, wie voll es doch eigentlich in der eigenen Wohnung sei oder geworden ist. Man fühlt sich nur unnötig bedrückt und irgendwie auch unterdrückt, Energie, die man früher hatte, scheint verloren und nicht mehr da zu sein und man ist antriebslos. Man hat einfach viel zu viel Krempel.
Genau diese Erkenntnis durfte ich nach meinem Krankenhaus erlangen. Nachdem ich aus einer recht aufgeräumten und krempelfreien Zone in meine vier Wände, die ich mir mit einer Mitbewohnerin teile, zurückgekehrt war, fühlte ich mich überrumpelt und richtig bedrückt, währenddessen ich voller Energie, die ich noch nicht nutzen konnte, getrotzt habe. Mir wurde schnell klar, wenn ich diese Energie, diese Antriebskraft beibehalten wollte oder einen weniger stressigen Umzug über die Bühne bringen wollte, der nämlich eventuell auch anstand, musste ich aufräumen; besser gesagt: ausmisten.

Nur: Wo anfangen? Das war das Problem. Vor allem musste dies in Portionen geschehen, die mich weder seelisch noch aktuell körperlich überforderten. Da ich aber einige Tage nach meiner Rückkehr merkte, dass ich einfach noch viel zu schlapp war, begann ich, einen Plan in meinem Kopf zu erstellen, wie ich vorgehen wollte. So in etwa sah er aus:

– wo es am wenigsten ordentlich ist, anfangen und sich zu den unordentlichsten Ecken durchkämpfen
– grobe Ordnung schaffen
– Dinge, von wenigem, emotionalem Wert direkt entsorgen, nicht darüber nachdenken
– Dinge, die gewisse Erinnerungen besitzen, aber nicht mehr von Gebrauch waren und auch keine wirklich „echten“ Gefühle hervorriefen, entfernen
– alles in kleinen Dosen/Dosierungen bearbeiten

Das war es eigentlich. Am besten, man entsorgt den Krempel auch direkt, damit man nicht großartig darüber nachdenkt, was man wegwirft; fängt man erst einmal an, findet man Gründe, warum man es behalten sollte. Deswegen, am besten sich immer zwei Fragen stellen:

– Hat es noch einen Nutzen?
– Welchen Wert hat es, brauch ich ihn wirklich?

Dinge, die uns glücklich machen, können wir behalten, der Rest sollte weg. Wenn man die Dinge, von denen man sich aus nicht ersichtlichen Gründen irgendwie nicht wegtun kann, sieht, wird man am Ende doch unglücklich, weil man einfach nicht weiß, wohin damit und man denkt immer und immer wieder: Brauch ich es wirklich noch? Also: Weg damit! Auch wenn es schwerfällt und es kann durchaus bei manchen Dingen schwerfallen. Sind diese Störfaktoren aber erst einmal weg, vergisst man sie schnell und sie werden aus dem Bewusstsein entfernt.
Falls man sich nicht entscheiden kann, hilft auch folgende Ausrede: „Ich kann es ja zur Not nochmal kaufen.“
An diesem Punkt ist man dann meist bereit, sich dieser Dinge ebenfalls zu erledigen.

Wenn man so eine Aktion plant, sollte man sich keine allzu großen Hoffnungen machen, dass es schnell gehen könnte; es sei denn, man hat eine recht extreme Grundeinstellung, da könnte es doch schnell gehen 😉
Ich bin mittlerweile etwas mehr als einen Monat dabei, auszumisten. Immer wieder ein bisschen oder ein bisschen mehr, jenachdem, wie lange ich Spaß damit habe (den ich wirklich habe!) oder wie lange es mir Energie freiräumt.
Wichtig sind Pausen, die man zwischendurch einlegt. Eine davon mache ich gerade; eine stolze Pause. Ich sehe, wieviel ich wieder einmal geschafft habe, wieviel Platz für neue Dinge in meinem Leben geschaffen wurde und wieviel wegkommt, das nicht mehr mitgenommen werden muss, wenn ich nochmal umziehen müsste. Eine echte Erleichterung!

Ausmisten bedeutet also auch, die Seele zu entrümpeln, sich von alten Dingen zu trennen, um für Neues offen sein zu können. Sich selbst befreien. Energie schaffen und Energie bewegen.

Kurzum: Sich ein Stück Freiheit erkämpfen, das einem erlaubt, Dinge zu tun, die man vorher zu schwach war, zu tun.

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4 Antworten zu Ausmisten, nicht nur die Wohnung

  1. Mari sagt:

    Hehe, ich miste ständig was aus, da ich es liebe, den Überblick zu behalten.
    Deine Artikel sind schön und was du so schreibst, kommt positiv bei mir an. Sagt man das so? Jedenfalls bin ich froh, dass mein Kimono bald eine so sympatische neue Besitzerin haben wird.

    • Jenny sagt:

      Dankeschön, Mari-san 🙂 Ja, der Überblick ist da schon sehr wichtig, man fühlt sich einfach wohler, wenn man weiß, wo alles ist. Mir ergeht es so ebenso. Von mal zu mal wird es besser 🙂 Am liebsten würde ich so viel ausmisten, bis so gut wie nichts mehr da ist ^^ Aber das ist dann auch zu wenig… von meinen Büchern will ich mich beispielsweise nicht trennen 😀

  2. Vanessa sagt:

    Hallo, Jenny,

    ich kann dich sehr gut verstehen, mir geht es auch oftmals so. Da ich ein sehr ordentlicher Mensch bin, belastet es mich sofort, wenn zu viel Unordnung um mich herum ist – und deswegen miste ich regelmäßig aus. Leider ist das Sachen-Wegschaffen dann manchmal gar nicht so einfach, aber es gibt kein schöneres Gefühl, als in seinen Schränken Platz zu schaffen.

    LG,
    Vanessa

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